Der Rothirsch
Ausgerottet und wieder eingewandert, durch das Jagdgesetz geschützt bewohnt er wieder weite Teile der Schweiz – der Hirsch.
Einleitung
Der Rothirsch wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in der Schweiz ausgerottet. Sie wanderten jedoch zwischen 1870 und 1880 aus Österreich wieder nach Graubünden ein. Durch den Schutz des damals neuen Jagdgesetzes konnten sie die Schweiz Wiederbesiedeln und sind sind heute in weiten Teilen des Landes wieder anzutreffen.
Das gute Nahrungsangebot und eine artgerechte Bejagung halten den Bestand auf ca. 30’000 Tieren stabil – es werden jährlich ca. 10’000 Tiere erlegt. Diese Regulierung ist nötig im Schäden an Wald und Kulturen in Grenzen zu halten.
Einordnung | Paarhufer > Wiederkäuer > Stirnwaffenträger > Hirsche |
Gewicht (ausgewachsen, aufgebrochen mit Haupt) | Stiere bis 200kg, Kühe bis 100kg |
Brunft | Mitte September bis Mitte Oktober |
Tragzeit | 34 Wochen |
Setzzeit / Anzahl Junge | Mai bis Juni / meist 1 |
Säugezeit | ca. 6 Monate |
Geweihzyklus | Wachstum: ca. 120 Tag, Februar bis Juli Fegen: Juli bis August Abwurf: Februar bis März |
Äsungstyp | Mischäser: Gräser und Kräuter, Blätter, Knospen, grüne Triebe, Obst, Baumfrüchte, Getreide, Rinde |
Natürliche Beutegreifer | Wolf; Luchs (nur schwache Tiere) |
Häufigste Schäden | Verbiss-, Fege und Schälschäden. |
Verbreitungsgebiet | Ganze Schweiz, vor allem Alpen und Voralpen, vermehrt auch im Jura und Mittelland. |
Erwachsene Tiere | Stier (Hirsch) ♂ Kuh (Tier) ♀ |
Jungtiere | Hirschkalb ♂ Wildkalb ♀ |
Tiergruppe | Rudel, Trupp |
Fell | Decke |
Augen | Lichter |
Ohren | Lauscher |
Beine / Füsse | Läufe / Schalen |
Schwanz | Wedel |
Paarungszeit | Brunft |
Geburt | Setzen |
Windet und vernimmt sehr gut = Geruchssinn und Gehör sehr gut,
äugt gut, allerdings nur bewegte Objekte (Bewegungsseher)
Das Rotwild ist sehr anpassungsfähig, reagiert aber auch stark auf Störungen. Daher ist es auf ruhige Einstände anwiesen. Diese Einstände findet es heutzutage in der Schweiz nur noch im Wald.
Das Rotwild ist in den Wäldern der Voralpen und in den Alpen bis zur oberen Waldgrenze zu finden. Im Sommer findet man es hoch bis zur alpinen Zone.
In Waldgebieten werden Einstände bevorzugt, die mit Waldwiesen und Weiden durchsetzt sind. Diese bieten auf kleinem Raum Deckung aber auch genügend Äsung. Dieses Verhalten gleicht dem des Reh.
In den Alpinen- oder Schneereichen Zonen wandert das Rotwild alljährlich von den hoch gelegenen Sommereinständen zu den im Winter hinunter in die günstigeren Lagen. Es ist im Winter meist an sonnen exponierten Hängen mit Wiesen die früh vom Schnee befreit sind und in der Nähe von schützenden Wäldern zu finden.
Die Distanz zwischen Sommer- und Wintereinstand kann mehrere Dutzende Kilometer betragen. In der heutigen Zeit unterbrechen Verkehrsachsen und Siedlungen diese Wanderrouten immer öfters. Die Rudel können so ihre angestammten Einstände nicht mehr erreichen. Um dies zu vermeiden hat man vor Jahren mit dem einrichten von Wildtierkorridoren begonnen und die Durchgängigkeit mit baulichen Massnahmen zu garantieren.
Infos hierzu : pronatura.ch
Das Rotwild lebt sehr gesellig zusammen. Die meiste Zeit des Jahres leben sie nach Geschlechtern getrennt in Rudelverbänden. Bei den Kühen bildet die Familie die kleinste Einheit. Sie besteht aus dem Muttertier (Kuh) und ihrem Jungen (Kalb) sowie aus den Jungtier des Vorjahres (Schmaltier oder Schmalspiesser). Mehrere solcher Familien können sich zu einem Kahlwildrudel zusammenschliessen.
Die männlichen Jungtiere verlassen ihre Familie mit 1 bis 2 Jahren, die weiblichen verbleiben meist bei der Mutter.
Jedes dieser Kahlwildrudel bewegt sich in ihrem eigenen Streifgebiet. Wenn sich die Rudel bewegen werden sie von der führenden Kuh angeführt. Der Jäger erlegt aus diesem Grund nie das erste Tier in einem Verband.
Männliche Hirsche (Stiere) bilden im Sommer und Winter lose Rudel, die Tiere dieser Rudel sind nicht verwandt.
Diese Rudel lösen sich während der Brunft auf. In dieser Zeit suchen die Stiere die Nähe zu den Kahlwildrudel.
Da in Winter oftmals wenig Raum bleibt an denen genügend Futter zur Verfügung steht, kann man im Winter auch gemischte Rudel beobachten.
Das Rotwild hat täglich bis zu acht Äsungsperioden auf die jeweils langes Wiederkäuen folgt. Die Verteilung dieser Phasen ist abhängig vom Gebiet in denen sich das Rudel aufhält. In unruhigem Gelände verlagern sich die Äsungsperioden in die Nacht und das Rotwild tritt am Tage nicht mehr aus, sondern äst im Wald.
Die Vorfahren des Hirsches lebten in offenen Steppen, dies hilft dem heutigen Hirsch bei der Flucht. Seine gerade Rückenlinie zeichnet ihn als Läufer aus. Er entzieht sich einer Gefahr durch grossräumige Flucht. Zur Überwindung grösserer Strecken Trabt er – dies wird auch all ‘Troll’ bezeichnet.
Ende Winter beginnt mit dem Abwurf des Geweihes ein neuer Zyklus. Das neue Geweih beginnt sofort zu wachsen und wird im Sommer vom Bast gefegt, sodass der Hirsch im Herbst zur Brunft wieder mit einem neue Geweih ausgestattet ist.
Die Typischen Geweihformen des Rothirsches
Der Hirsch äst im Frühjahr bis in den Herbst gerne auf Wiesen und Weiden. Dabei nimmt er gerne Getreide Obst, Blätter, Triebe und Knospen im Herbst Eicheln, Buchnüsse und Kastanien zu sich. Im Winter ist er in der Lage altes Gras zu verdauen.
Vereinzelt nimmt er auch Baumrinde zu sich, was durch das Schälen der Bäume zu Schäden führt.
Dem Nahrungsengpass im Winter beugt der Hirsch durch das Anlegen vom Fettreserven im Sommer vor. Diese Reserve entscheidet wie gut der Hirsch über den Winter kommt.
Um ein möglichst natürliches Überwintern zu gewährleisten werden in der Schweiz kaum mehr Hirsche gefüttert, es wird aber mehr und mehr dafür gesorgt, dass die Tiere in ihren Wintereinständen geschützt bleiben vor Störungen (hier ist sind Trendsportarten wie Schneeschuhwandern und Helikopter-Ski kontraproduktiv).
Kotbeeren mit „Näpfen und Zäpfchen“ lose miteinander verbunden
Die Brunft der Hirsche beginnt Mitte September und dauert bis Mitte Oktober. Ein Kahlwildrudel wird von einem kampfstarken Hirsch, dem so genannten Platzhirsch übernommen und heftig gegen andere Stiere verteidigt, es entsteht ein Brunftrudel.
Die Stiere
Die Kämpfe unter den Stieren finden immer zwischen etwa gleich starken Tieren statt. Diese Stärke erkennt der Hirsch schon auf weite Distanz anhand des Röhrens. Je häufiger ein Hirsch röhren kann desto stärker ist er.
Erst wenn sich die beiden Stiere anhand des Röhrens als gleichstark erkennen, kommt es zu einer Annäherung und gegebenenfalls zum Kampf.
Beim Kampf verhaken die beiden Hirsche ihre Geweihe ineinander und schieben sich hin und her (Schiebekampf).
Oft kommt es dabei zu Verletzungen am Geweih (Forkelverletzungen genannt).
Die Brunftzeit ist für die Stiere energiefressend und führt zu massivem Gewichtsverlust, die Zeit ist auch gefährlich – es kommt oft zu Verletzungen die auch tödlich enden können.
Die Kühe
Je nach Grösse werden die weiblichen Hirsche schon als Schmaltiere im Alter von 1,5 Jahren, meist aber erst mit 2,5 Jahren beschlagen. Die Kühe setzen ihr Kalb im Frühling und setzen sich dafür vom Rudel ab. Die setzen ihr Kalb an einer trocken Stelle mit guter Deckung. Die Kälber werden vom Muttertier abgelegt. Es bleibt stets in der Nähe um mögliche Feinde abzuwehren. Das Verhalten gleicht dem des Rehs.
Die Kälber werden bis in den Herbst hinein gesäugt, bleiben aber bis ins Alter von 1,5 Jahren von der Führung des Muttertieres abhängig.
Sollten sie im ersten Jahr verwaisen sind die Überlebenschancen sehr gering! Sie werden von Rudel ausgestossen .
Deshalb gilt für den Jäger beim Kahlwildabschuss: “Kalb vor Kuh”.
Die jährliche Zuwachsrate beträgt ca. 30-35%. Kühe werden frei lebend über 20 Jahre alt, Stiere werden meist nicht älter wie 15 Jahre.
Kalte und Schneereiche, lange Winter fordern hohe Verluste. Der Wolf als natürlicher Feind des Rothirsches hilft bei der Regulierung des Bestandes.
Hohe Rotwildbestände fordern – wie bei Reh – Schäden in der Forstwirtschaft durch Verbiss-, Schäl- und seltener Schlagschäden. In der Landwirtschaft treten Heuernteverluste, Schänden an Feldfrüchten und Beerenkulturen auf.
Verbiss- und Schlagschäden können vermehrt bei Wintereinständen entstehen.
Zur Verminderung solcher Schäden sind durch Bejagung regulierte und tragbare Bestände notwendig.
Ebenso Wichtig sind Wildruhezonen in den Gebieten der Wintereinstände. Somit wird gesorgt, dass das Wild zum Äsen nicht in den Wald abgedrängt wird.
Die Hirschkälber kann man bis in den August hinein an ihrer Fleckung, ihrer geringen Grösse sowie an ihrem kurzen dreieckigen Haupt erkennen.
Schmalspiesser und -tiere sind schlank, hochläufig und haben einen dünnen Hals – der Träger – mit einen relativ kurzen Kopf. Schmaltiere die nicht in der Begleitung des Muttertieres sind können oft nur schwer von der Kuh unterschieden werden.
Erwachsene Tiere haben eine lang gestrecktes Haupt und wirken im Alter oftmals knochig. Das Gesäuge der Kuh gibt Auskunft darüber, ob sie ein Kalb säugt.
Die erwachsenen Stiere werden im alter immer massiger, ihr Körperschwerpunkt verlagert sich nach vorne und das Haupt tragen sie tiefer.
Ein dicker Träger mit stark ausgebildeter Wamme und Mähne – die Haut zwischen Unterkiefer und Träger – deutet ebenfalls auf ein hohes Alter hin.
Die Geweihstärke ist ein schlechtes Merkmal zur Altersbestimmung…
Das Rotwild wird in folgende Altersklassen eingeteilt:
weibliche Hirsche | Kälber -> Schmaltiere -> Alttiere |
männliche Hirsche | Kälber -> Schmalspiesser Jugendklasse (zweiter bis dritter Kopf = bis vierjährig) Mittelklasse (vierter bis neunter Kopf = bis zehnjährig) Altersklasse (ab zehnter Kopf = ab elfjährig) |
Das Alter kann auch mit der Zahnschliff-Methode ermittelt werden. Einen Ausführlichen Bericht findest man hier