Der Fuchs
Der Rotfuchs ist eines der erfolgreichsten Säugetiere der Welt, der Beutegreifer mit der weltweit grössten Verbreitung, ein Geniestreich der Evolution. In ihm vereinen sich Schönheit und sprichwörtliche Schläue, unbändiger Überlebenswille und einzigartige Anpassungsfähigkeit.
Einleitung
Der Fuchs ist über die ganze nördliche Erdhalbkugel in gemässigtem Klima verbreitet. Er ist der häufigste Beutegreifer weltweit und so auch in der Schweiz Er ist ein Nahrungsgeneralist und fühlt sich als Kulturfolger überall wohl und ist sehr anpassungsfähig was seine Lebensumstände angeht. In Siedlungsgebieten sind immer wie mehr sog.’ Stadtfüchse’ zu beobachten, Fuchse also die sich selbst im Inneren von Städten aufhalten. Seit Urzeiten wird der Fuchs vor allem seines schönen Pelzes wegen gejagt. In der Schweiz werden pro Jahr ca. 25’000 Füchse erlegt (siehe auch Jagdstatistik).
Gewicht (Lebendgewicht) | Rüden bis 9kg Fähen bis 6kg |
Paarungszeit (Ranz) | Januar/Februar |
Tragzeit | 7-8 Wochen |
Wurfzeit, Anzahl Welpen | März/April, 4-7 |
Säugezeit | 7 Wochen |
Haar | Rötlich braunes Fell (Balg) mit weisser Unterseite. Langer buschiger Schwanz (Lunte) mit weisser Spitze. Ausgeprägter Winterpelz mit viel Unterwolle. |
Nahrung | Allesfresser. |
Natürlicher Beutegreifer | Steinadler, Luchs, Wolf |
Verbreitungsgebiet | Ganze Schweiz (unterhalb 2500 m ü.M.) |
Erwachsene Tiere | Rüde ♂ Fähe ♀ |
Jungtiere | Welpe ♂/♀ |
Tiergruppe | – |
Fell | Balg |
Augen | Seher |
Ohren | Gehöre |
Beine / Füsse | Läufe/Branten |
Schwanz | Lunte |
Paarungszeit | Ranz |
Geburt | Werfen |
Gehöre
Die Sinnesleistungen von Füchsen sind in nahezu allen Belangen rekordverdächtig – sie können Töne bis zu einer Frequenz von 65kHz wahrnehmen, wohingegen der menschliche Hörbereich bei etwa 16kHz endet.
Seher (Augen)
Ihre katzenähnlichen, vertikal stehenden Pupillen sowie eine reflektierende Schicht im Augenhintergrund verleihen Füchsen eine sehr gute Nachtsicht durch die optimale Ausnutzung des Restlichts.
Die vertikalen Pupillen schliessen tagsüber besser als die bei anderen Hundeartigen zu findenden runden Pupillen und bieten den empfindlichen Fuchsaugen daher bei hellem Sonnenschein und reflektierendem Schnee optimalen Schutz.
Allerdings ist die Farbwahrnehmung und Schärfe des füchsischen Sehsinns im Gegensatz zur Nacht- und Bewegungswahrnehmung – ähnlich wie bei Katzen – nicht so ausgeprägt wie beim Menschen.
Nase
Auch die füchsische Nase ist um Grössenordnungen (ca. 400mal) sensibler als die eines Menschen und braucht sich in keiner Hinsicht vor der eines Spürhundes zu verstecken.
Gebiss
Das Gebiss des Fuchses ist vollständig auf seine Nahrung angepasst und hierfür für vielfältige Aufgaben gerüstet:
- feine Schneidezähne: Kleintiere und Früchte aufnehmen.
- dolchartige Eckzähne: Festhalten und Töten der Beute.
- Backenzähne (Reisszähne): Muskelfleisch zerreissen, dünne Knochen brechen.
Füchse verfügen über eine Reihe unterschiedlicher Laute:
- Drei- bis fünfsilbiges Bellen (heiserer als Hunde) „wow-wow-wow“ mit Betonung der letzten Silbe ist vor allem von Dezember bis Februar zu hören („Ranzbellen“) und dient vermutlich dem Kontakthalten über grössere Distanzen;
- langgezogenes, einsilbiges Schreien oder „Jammern“ („waaah“), oft in der Paarungszeit, kann von beiden Geschlechtern gebracht werden, vermutlich besonders von den Fähen zum Anlocken der Rüden;
- trillerartiger Laut (ähnlich einem Hühnerglucken) oder Winseln (vor allem des untergeordneten Tiers), das sich bis zum Kreischen steigern kann, bei der Begrüssung von Alttieren untereinander;
- Keckern (tonlos „k-k-k-k“) bei aggressiven Auseinandersetzungen, bei Welpen im Spiel und bei Fähen, die einem werbenden Rüden antworten;
- leises, raues Geräusch ähnlich einem Pusten bei der Begrüssung von Jungtieren durch Alttiere;
- Alarmbellen der Alttiere, um die Jungen zu warnen: im Nahbereich ein gedämpftes Husten, bei grösserer Distanz Übergang zu scharfem Bellen
Hier das Bellen eines Fuchses
Mit seiner enormen Anpassungsfähigkeit ist der Fuchs in der Lage grosse Gebiete zu besiedeln. Von den Tälern bis in Höhenlagen von 2500 m ü.M.
Als Allesfresser und Kulturfolger findet er überall und ganzjährig ausreichend Nahrung sowie Tagesverstecke und Baue zur Aufzucht seiner Welpen.
Die erwachsenen Füchse sind ortstreu. Ihr beanspruchtes Revier grenzen sie gegenüber ihren Rivalen mit Harnmarken oder Losung ab, das Territorium wird auch mit Kämpfen verteidigt.
Die Grösse des Territoriums variiert je nach Dichte des Bestandes und dem vorhandenen Nahrungsangebot.
Jungfüchse bleiben bis in den Herbst hinein im Revier, wandern dann aber ab um ein eigenes Territorium zu besetzen.
Bei geringer Bejagung sind die Füchse auch tagaktiv. Die besonders bei der Welpenaufzucht, weil in dieser Zeit konstant Nahrung herangeschleppt werden muss. Werden Füchse bejagt, entziehen sie sich der Beobachtung durch den Menschen, indem sie ihre Hauptaktivität in die Nachtstunden verlegen.
Während ihren nächtlichen Streifzügen auf Nahrungssuche können sie Stecken bis zu 20km zurücklegen. Am Tag ruhen sie meist in irgendwelchen besonnten Gestrüppen, Hecken, Getreidefeldern oder anderen ungestöreten Orten, wie z.B. in Gartenlauben.
Der Fuchsbau
Ein Fuchsbau besteht aus einem Hauptkessel, quasi dem Wohnzimmer, von dem mehrere Gänge abgehen. Einer der Gänge dient als Ein- und Ausgang, während die übrigen (3-4) als Fluchttunnel angelegt werden.
Die Gänge laufen etwa 30-40 cm gerade ins Erdreich und machen dann einen scharfen Bogen nach links oder rechts. Der Kessel wird nicht ausgepolstert.
Bevorzugt legt der Fuchs seinen Bau an Hängen an. Mit den kräftigen Vorderpfoten gräbt sich der Fuchs ins Erdreich.
Dabei lockert er immer etwas Boden auf, den er dann unter sich durch und mit Hilfe der Hinterpfoten nach draussen schafft. Wird der Gang länger, schaufelt der Fuchs beim Rückwärts gehen die lose Erde mit den Hinterpfoten hinaus. Äste und Wurzeln werden mit den Zähnen weggerissen.
Zwar braucht ein Fuchs Tage, um einen Bau fertig zu stellen. Doch ist er zu Beginn der Bauarbeit bereits nach 20 Minuten ganz in der Röhre verschwunden.
Füchse und Dachs leben zuweilen zusammen in einem Bau. Genauer gesagt, sie benutzen die selben Gänge. Dabei zieht der Fuchs in den Bau des Dachses ein.
Er “übernimmt” die Gänge vom Dachsbau und legt für sich nur eine separate Höhle an. Da Füchse und Dachse keine Konkurrenten und auch keine Feinde sind, gibt es mit dieser Gemeinschaft keine Probleme.
Bei schlechtem Wetter mit starken Regenfällen, zieht sich der Fuchs in seinen Bau zurück.
Die Fähe bekommt ihre Jungen im Bau. Da sie zur Aufzucht der Jungen den Bau dringend benötigt, haben tragende Fähen nicht selten mindestens einen Ausweichbau, in den sie bei Gefahr mit ihren Jungen umziehen.
Folgende Gangarten treten beim Rotfuchs auf:
- Trab: Die Abdrücke der Hinterpfoten befinden sich schräg versetzt vor denen der etwa gleich grossen Vorderpfoten, dabei ist die Körperhaltung leicht schräg zur Fortbewegungsrichtung.
- Schneller Trab („Schnüren“): der Fuchs setzt die Pfoten so, dass die linke Hinterpfote in den Abdruck der rechten Vorderpfote tritt und umgekehrt. Damit ergibt sich eine Spur, bei der die Abdrücke wie an einer Schnur mit einem Abstand von etwa 30 cm angeordnet sind.
- Flucht: mit verschiedenen Trittbildern und wechselnden Schrittlängen.
Hund oder Fuchs?
Obwohl der Fuchs aus taxonomischer Sicht zu den Karnivoren – den Fleischfresser – zu zählen ist, bestimmt Fleisch besonders im Sommer keineswegs seinen Speiseplan. Sind Beeren und Früchte reif, steigt er gerne auf leicht zu erreichende pflanzliche Kost um.
Als Allesfresser nutzt er immer zuerst die am einfachsten zu erbeutende Nahrung die den höchsten Nährwert. Kleinnager v.a. Feldmäuse, sind seine wichtigsten Beutetiere. Als Vertilger von jungen und schwachen Rehen ist er nicht zu unterschätzen.
Zu Versorgungsengpässen kommt es dann, wenn Nahrungsquellen z.B. durch Schnee und Frost schlecht erreichbar sind oder das Mäuseangebot fehlt.
In menschlichen Siedlungen ernährt sich der Fuchs mehrheitlich von Kompost, Abfall und Haustierfutter.
Füchse markieren ihre Territorien mit Urin- und Kotmarken. Kot wird deshalb oft an exponierten, gut sichtbaren Stellen abgesetzt, zum Beispiel auf einem Grasbüschel oder einem Randstein. Auch Abfälle oder Stellen, an denen Füchse Nahrung gefunden haben, werden häufig mit Kot markiert. Füchse vergraben ihren Kot im Gegensatz zu Katzen nicht. Sandkästen und trockene Stellen mit lockerem Untergrund sind deshalb meist Versäuberungsplätze von Katzen und nicht von Füchsen.
Fuchskot ist nicht immer einfach von Katzen- oder Hundekot zu unterscheiden. Kot von Steinmardern oder Dachsen kann ebenfalls ähnlich aussehen. Die drei bis acht Zentimeter langen Kotwürstchen des Fuchses sind meist an einem Ende in eine Spitze ausgezogen und enthalten oft gut sichtbare Nahrungsreste, zum Beispiel Kirschen- oder Zwetschgensteine, Mäusehaare, Knochenstücke oder Insektenreste. Diese Reste können allerdings auch in Marder- oder Dachskot auftreten. Marderkot ist mit einem Durchmesser von etwa 1 cm dünner und oft spiralig gedreht, Dachse setzen ihren Kot in kleinen, flachen Gruben, so genannten Latrinen, ab. Der Kot von Waschbären und Marderhunden, die in Europa allerdings nur begrenzt verbreitet sind, ist ebenfalls in solchen Latrinen zu finden.
Der Fuchs ist schon im ersten Lebensjahr geschlechtsreif. Fähen besetzen zu Beginn der Ranzzeit im Dezember die Baue, welche sie zur Aufzucht der Welpen benötigen. Sie sind rund drei Wochen läufig, jedoch nur wenige Tage empfängnisbreit. Sexuallockstoffe der Fähe (Pheromone) locken Rüden der Umgebung an. Bei der Anwesenheit mehrere Rüden kann es zu heftigen Rangkämpfen kommen, wobei es durchaus vorkommen kann, dass sich eine Fähe mit mehreren Rüden paart.
Die frisch geborenen Welpen sind dunkel behaart und während den ersten zwei Lebenswochen blind. In der ersten Zeit nach der Geburt verlässt die Fähe die Jungen kaum und es ist der Geschlechtspartner, der das Futter zuträgt.
Nach drei Wochen kommen die Welpen erstmals aus dem Bau und mit sieben Wochen werden sie von der Muttermilch entwöhnt.
Während drei bis vier Monaten sind die Eltern noch für die Fütterung besorgt, die Welpen gehen aber zusehends selbst auf Nahrungssuche.
Bestandszählungen sind beim Fuchs nicht möglich. Populationsschwankungen lassen sich anhand der Jagd- und Fallwildstatistik erkennen.
Seit den 1980er-Jahren nimmt der Fuchsbestand zu. Gründe dafür sind das Verschwinden der Tollwut, das Fehlen natürlicher Feinde, ein ganzjähriges Nahrungsangebot, hohe Anpassungsfähigkeit sowie nachlassender Jagddruck.
Die Zuwachsrate variiert je nach Populationsdichte deutlich. Im Sommer und Herbst sind die Abgänge bei Jungtieren durch Unfälle und Krankheit besonders zahlreich. Ein hoher Fuchsbestand führt zu Konkurrenzsituationen. Das kann eine Selbstregulierung zur Folge haben. Aktuell setzen Fuchsräude und die Staupe den Füchsen regional stark zu. Eine intensive Bejagung senkt das Risiko einer weiteren Ausbreitung dieser Krankheiten.
Füchse können auf verschiedene Weise mit dem Menschen in Konflikt geraten: durch das Fressen von kleinen Haus- und Nutztieren, die Verbreitung von Krankheiten (Tollwut, Staupe, Fuchsbandwurm) oder störendes Auftreten in Wohngebieten.
Auch im Naturschutz ergeben sich Probleme. Die Bestandseinbrüche oder gar das Verschwinden vieler Bewohner des Kulturlandes (Feldhase, Bodenbrüter wie Rebhuhn, Kiebitz, Feldlerche) sind zwar primär folgen von sinkender Lebensraumqualität (Intensive landwirtschaftliche Nutzung).
Hohe Fuchsdichten haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf diese Beutetiere.
Tollwut
Siehe hierzu den ausführlichen Wikipedia Artikel ‘Tollwut‘
Fuchsbandwurm
Siehe hierzu den ausführlichen Wikipedia Artikel ‘Fuchsbandwurm‘
Fuchsräude
Siehe hierzu den ausführlichen Wikipedia Artikel ‘Fuchsräude‘
Staupe
Siehe hierzu den ausführlichen Wikipedia Artikel ‘Staupe‘
Beim lebenden Tier ist die Altersbestimmung ab Herbst nicht mehr möglich, da der Jungfuchs im Juni bereits die Grösse des erwachsenen erreicht hat. An der Art des Nässen kann die Fähe vom Rüden unterschieden werden.
Am toten Tier ist die Bestimmung anhand der Geschlechtsmerkmale (Penis und Hodensack beim Rüden, Scheide bei der Fähe) möglich. Da der Zahnwechsel spätestens nach sechs Monaten abgeschlossen ist, können nur Jung- von Altfüchsen unterschieden werden. Im ersten Lebensjahr weisen die Schneidezähne eine deutliche Dreilappung und eine weisse Kaufläche auf. Mit fortschreitendem Alter nutzt sie sich ab, wobei die Dreilappung verschwindet.
Die Bejagung des Fuchses wird durch seine Intelligenz, Aufmerksamkeit und Vorsichtigkeit erschwert.
Er wird auf dem Ansitz am Bau, am Luderplatz, mit Lockinstrumenten und am Pass, auf Bewegungsjagden sowie mithilfe von Erdhunden auf der Baujagd erlegt.
Normalerweise wird der Fuchs mit Schrot oder einer kleinen Kugel zur Strecke gebracht.
Als Pelz nutzen kann man nur seinen reifen Winterbalg.
Die konsequente Bejagung des Fuchses ist eine bedeutende Massnahme zum Schutz bodenbrütender Vögel (Rebhuhn, Kiebitz, Waldschnepfe) und abgelegter Jungtiere (Feldhase, Rehkitz)